In den Zeiten hoher Benzinpreise und der steigenden Kosten für den Betrieb von Fahrzeugen mit fossilen Verbrennungsmotoren stellen sich viele von uns die Frage, ob der Umstieg auf alternative Kraftstoffe wie LPG (Flüssiggas) eine effiziente Möglichkeit zum Sparen darstellt. Doch bevor wir diese Frage beantworten können, müssen wir uns zunächst mit den potenziellen Auswirkungen auf die Motoren beschäftigen.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Benzin und LPG liegt in ihrer Oktanzahl, einem wichtigen Parameter für die Kraftstoffqualität. Während herkömmliches Superbenzin eine Oktanzahl von 95 aufweist, kommt Super Plus mit 98 Oktan daher. Interessanterweise hat LPG einen erheblich höheren Oktanwert von 110. Doch was bedeutet das eigentlich? Die Oktanzahl gibt an, wie widerstandsfähig der Kraftstoff gegen unkontrollierte Selbstentzündung ist. Bei Motoren mit hoher Verdichtung, wie sie bei K- und KE-Jetronic Motoren (für ihre damalige Zeit Stichwort SKR Regelung M116) üblich sind, ist dies besonders wichtig, um Probleme wie Motorklopfen zu vermeiden.
Kraftstoff | Oktan |
Super 95 | 95 |
Super 98 | 98 |
LPG (Propan/Butan) | 110 |
Die Kraftstoffeinspritzung bei diesen Motoren erfolgt kontinuierlich durch die K-Jetronic oder die KE-Jetronic. Während bei Benzin die Kraftstoffzufuhr über Einspritzventile erfolgt, geschieht dies bei LPG in der Regel über einen Venturiring, der das Gas mit der angesaugten Luft vermischt. Dies birgt jedoch Risiken, insbesondere im Zusammenhang mit Zündaussetzern und unvollständiger Verbrennung, was zu Rückkopplungen im Ansaugtrakt führen kann.
Ein weiterer Aspekt ist die Auswirkung des geringeren Kraftstoffumlaufs auf die Kraftstoffeinspritzanlage während des Betriebs mit LPG. Die Benzinpumpe wird abgeschaltet, was dazu führen kann, dass der Steuerkolben in einer festen Position verharrt und die Einspritzung nicht mehr reguliert wird. Dies kann zu größeren Schäden führen, insbesondere wenn das Fahrzeug längere Zeit nicht benutzt wird.
Meine persönliche Erfahrung mit einem Mercedes-Benz 420er, der bereits ab Werk mit einer LPG-Anlage ausgestattet war, zeigt, dass regelmäßige Nutzung die Probleme minimieren kann. Doch bei sporadischer Nutzung treten vermehrt Standzeitschäden auf. Zudem benötigt der Motor beim Wechsel zwischen Benzin und LPG eine gewiess Zeit, um seine optimale Betriebstemperatur zu erreichen. Das sich erwärmende Kühlmittel versorgt den LPG Verdampfer, da LPG nicht flüssig eingespritzt wird.
In Anbetracht dieser Aspekte rate ich von der Nutzung einer LPG-Anlage bei K- und KE-Jetronic Motoren ab, insbesondere wenn das Fahrzeug selten bewegt wird. Die Motoren wurden für den täglichen Einsatz konstruiert, und bei geringer Nutzung können Schäden an der Einspritzanlage auftreten. Es ist ratsam, das Fahrzeug regelmäßig zu nutzen und gegebenenfalls mit hochwertigem Super Plus zu betanken, um Probleme zu vermeiden.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Nutzung von LPG bei diesen Motoren möglich ist, jedoch mit Risiken verbunden ist, insbesondere bei seltenem Gebrauch. Alternativ kann auch die Nutzung eines Diesel-Klassikers in Betracht gezogen werden, wobei auch hier bestimmte Aspekte zu beachten sind.
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