Mercedes E Klasse W210 mehr als nur Rost ?
Wenn unter den Mercedesfan‘s das Thema Mercedes W210 zur Sprache kommt, kommt dieser Typ Mercedes wirklich nicht gut weg. Auch ein Blick in die aktuelle (Stand Okt 2018) Medienlandschaft, zieht in ihren Schlagzeilen zur Mercedes E Klasse 210, direkt mal kräftig vom Leisten:
Zitat:
“Welt 22-05-2018
Der Mercedes mit dem miesen Image
Der Mercedes W210 ist besser als sein Ruf
Auto Bild
Mercedes E Klasse W210
Heute sind 210er entweder vergammelt und exportiert – oder sie stehen glänzend da.
7-05-2018
Motor Talk
Mercedes E-Klasse W210/S210: Ramschware oder echter Benz? – Der Mercedes mit dem schlechten Leumund“
Zitat Ende
Und da muss ich persönlich ehrlich und aufrichtig antworten, ja genau so denke und dachte ich auch über die erste Mercedes E Klasse , die vom Serienstart an auch E Klasse hieß. Im Gegensatz dazu wirkt der Vorgänger in der allgemeinen Auffassung als nahezu das unzerstörbares Stück deutscher Automobilbaukunst. Aber beim W124 wird vieles aus einer verklärten Sicht gesehen. Auch hier waren die letzten Exemplare schon mit dem leidigen Wasserbasis Lack lackiert und die Rostvorsorge fiel auch schon dem Rotstift zum Opfer. Ganz zu schweigen von den Startschwierigkeiten zum Anfang der Baureihe W124.
Hier und heute befassen wir uns aber mit einem S210, also dem T Modell der Baureihe W210 aus dem Baujahr 1999. Dieser Kombi wurde zunächst als Feuerwehrfahrzeug eingesetzt und gelang danach in private zweite Hand. Der neue Halter benötigte für seine Imbissanhänger einen weiteren Zugwagen und kaufe diese E Klasse zu einem Spottpreis von nur 700,- € ! Meine Erwartung war, das es sich um eine totale Grotte handeln muss, die eigentlich auf den Kompost der Automobilgeschichte gehören müsste. Doch steht man diesem Auto in der Realität gegenüber, so muss man feststellen:
- Ja er hat den typischen Rost, speziell an den Radläufen.
- Ja er hat eine kleine Beschädigung an der Fahrersitzwange
Und sonst ? Im Verhältnis zum Kaufpreis folgen bis jetzt nur positive Überraschungen auf. Der Stationswagen, daher die Bezeichnung S210, fährt, schaltet und bremst in gewohnter Mercedes Manier. Die mechanischen Komponenten sind Mercedestypisch robust und zuverlässig in Aktion. Unsere kleine Probefahrt vermittelt auch das komfortable Willkommen Zu Hause Gefühl, was schon immer jeden Mercedes Benz Personenwagen ausgemacht hat.
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Die Motorisierung Mercedes M112
In unserem T Modell vom Typ 210 ist ein V6 Benzinmotor mit einer Leistung von 170 PS und einem Drehmoment von 225 Nm bei 3000 U/pm verbaut. Die Maschine verrichtet unauffällig und kräftig ihren Dienst. Etwas später sah sich Mercedes Benz gezwungen, den Hubraum auf etwa 2,6 Liter zu erhöhen. Dabei blieb die Leistung zwar unverändert bei 170 PS, das Drehmoment wurde aber auch auf 240 Nm erhöht, jedoch um den Preis einer höheren Drehzahl. Die maximale Kraft stand nun erst bei 4500 U/pm an. Ich erinnere an die damalige Diskussion in der öffentlichen Debatte, wonach die Fan‘s der Reihensechszylinder ihrem Motorenkonzept nachtrauerten. Wie sich jüngst gezeigt hat, ist man im Hause Daimler, mit dem M256 wieder zur alten Tugend zurückgekehrt.
Bei der Entwicklung der M112 V6 Motoren konnte ein Fertigungsverbund mit den M113 V8 Motoren realisiert werden, was zu entsprechenden Kosteneinsparungen führen sollte. Kosteneinsparungen ziehen sich bekanntermaßen wie ein übler, roter Faden durch alle Mercedes Modelle zwischen 1994 und 2004. Eine Ausnahme möchte ich den Modellen der Baureihe W140 S Klasse zugestehen. Sie gelten als die Rost resistentesten Fahrzeuge dieser Epoche. Und in einem späteren Artikel auf unserem Blog müssen wir speziell auf diese S Klasse und unseren Eigner der Feuerwehr, noch einmal eingehen…
Unsere E Klasse Kombi koppelt den M112 Motor mit einem manuellen sechs Gang Schaltgetriebe. Natürlich steht einer Mercedes E Klasse ein Automatik Getriebe wesentlich besser als ein Handrührgerät, zumal die Mercedes Schalter, nicht als Weisheit letzter Schluss in Sachen Knackigkeit und Präzession gelten.
Der Innenraum, oder feiner ausgedrückt: „Das Interieur“
Mit der Einführung der Baureihe W210 gliederte Mercedes Benz seine Ausstattungsvarianten nach den Namen Classic, Elegance und Advangarde. Wir haben es hier mit der Basis, also mit der Ausführung Classic zu tun. Als Extra wurde eine manuelle Klimaanlage geordert, die auch in unserem Kombi tadellos funktioniert. Das Holzdekor, ein aufgedampftes Imitat, ist sehr gut und kratzfrei erhalten. Im Bedienungskonzept ist der Mercedes W210 vom alten Schlag. Alle Bedienelemente und Schalter sind 1A beschriftet, haben eine ordentliche Haptik und geben keinerlei Rätsel auf. Hier wird nicht mit Dreh – Drückschaltern oder gar mit einem Wisch – Touch Bedienfeld gearbeitet. Für meinen Geschmack erstklassig sind die Instrumente. Super klare Gliederung und einwandfreies Ablesen. So muss Autofahren sein und so wünschte ich es mir auch bei aktuellen Bedienungskonzepten. Straff und komfortabel zeigen sich die Sitze, sowohl die Vorderen, als auch die Fontsitzanlage. Das Raumgefühl gefällt mir besser als im Nachfolger, dem Mercedes W211, obwohl das Datenblatt des jüngeren Mercedes etwas anderes behauptet. Das Lenkrad entspricht der Ausführung der damaligen Modellpflege uns ist das erste Mercedes Volant mit Lenkradtasten. Zunächst empfand ich diese Lösung als Spielerei der Ingenieure. Heute jedoch empfinde ich die Bedienung, z.B. von Telefon und Radio über das Lenkrad als recht angenehm. Bedauerlich in diesem Zusammenhang, aber die Entscheidung beim Daimler, bei aktuellen Modellen die Funktion des Tempomaten auf das Lenkrad zu verlegen. Ich glaube damit werde ich mich nie anfreunden können.
Zur Zeit (Okt 2018) wird die Karosserie einer Entrostung unterzogen und per Sprühdose bei-lackiert. Die TÜV Prüfung hat das Auto bereits erfolgreich absolviert, was wohl der guten Wartung in der öffentliche Hand zu Danken ist. Diese E Klasse soll kein Sammlerstück für die Ewigkeit werden, sondern noch richtig hart arbeiten und die Brötchen selber verdienen. Auch eine Versicherung als Youngtimer wird ihm nicht gewährt werden können, auch im kommenden Jahr nicht, weil der Wert nicht ausreichend hoch sein wird.
Fazit
Ob eine 700,- € teure Mercedes E-Klasse floppt oder toppt, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, aber wir werden auf diesem Blog die Geschichte verfolgen und in lockerer Folge davon berichten. Jetzt aber schon muss ich meine Meinung zum Mercedes W210 dahingehend revidieren, dass er zwar ein rostiges Stück Mercedes ist, aber eben auch ein Mercedes mit klassischen Tugenden. Wer auf diese Modellreihe ein Auge geworfen hat, aber ebenso an der Qualität zweifelt, dem kann man nur raten: Suchen, gucken und ausprobieren. Der 210er kann sehr viel besser als sein Ruf sein.
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